Das Märchen vom undichten Turbolader
Oft wird berichtet vom Turbolader, der Öl verliert.
Natürlich gibt es das bei Aggregaten die 150.000 km und mehr gelaufen sind auch bedingt dadurch, dass ein Defekt am Turbolader selbst vorliegt.
In solchen Fällen ist dann vor Einbau eines neuen Turboladers zu prüfen, wodurch der alte Turbo zu Schaden gekommen ist.
Jedoch wird auch bei neu eingebauten Turboladern ab und an moniert, dass diese Öl verlieren. Ist es hier beim Einbau nicht zu einem kapitalen Schaden (z.B. Wellenbruch infolge Ölversorgungsmangel oder Fremdkörper-Eintritt, oder auch Beschädigung der Lagerung durch Ölmangel oder Ölverschmutzung) gekommen, wird die Ursache des Ölverlustes außerhalb des Turbos liegen!
Neben Störungen die wir weiter unten aufführen, stellen wir nicht selten fest, dass Neugierde gepaart mit einem Quantum Nichtwissen hier problematisch sein kann.
- Wird ein neu eingebauter Turbolader mit nicht montiertem Schlauch zwischen Verdichterauslass und Ladeluftkühler lange genug betrieben, so wird man ein Ölübertreten in den Verdichter feststellen.
Solches stellt jedoch keine Diagnose, sondern eher eine selbsterfüllende Prophezeiung dar. Siehe Punkt 4 der nachstehenden Ursachentips.
Wenn der Mechaniker hier nun seinem Irrtum aufsitzt, sich nicht an qualifizierter Stelle informiert und den Turbo nun ausbaut um ihn zur Reklamation einzusenden, ist mit der folgenden Reklamationsablehnung viel Geld unnötig verloren. Denn in vorauseilendem Irrglaube, man habe hier einen Produktionsfehler erwischt, wurde ja wahrscheinlich auch bereits ein weiterer Turbo bezogen und verbaut.
Dass ein Fertigungsfehler am Turbo ursächlich ist, kann u.E. völlig ausgeschlossen werden! Verschiedene Test im Produktionsablauf würden entsprechende Fehler umgehend aufdecken. Der korrekte Sitz der Kolbenringe wird z.B. durch einen entspr. Leckgastest überprüft und hiernach erfolgt zusätzlich ein VSR-Test zur Prüfung und Eliminierung von Restunwuchten (weitere Details gerne in unseren Abendschulungen).
Die Ursache für einen Ölverlust einem Produktionsmangel bei einem Neulader zuzuordnen, ist - das erlauben wir uns hier zu sagen - schlichtweg unsinnig.
In allen uns bekannten Fällen (Turbolader OE-Qualitäten) lagen die Ursachen bei einem neu eingebauten Turbolader in der Peripherie und nicht am Turbo selbst.
Bekannte Ursachen für Peripherie-bedingte Ölverluste am Turbolader sind:
- Motorverschleiß (Blow-By Effekt) - zu hoher Kurbelgehäusedruck behindert den Rücklauf des Öls in die Ölwanne
- Probleme im Bereich der Motorentlüftung - zu hoher Kurbelgehäusedruck behindert den Rücklauf des Öls in die Ölwanne
- verschmutzte / verengte Ölrücklaufleitung - behindert ebenfalls den Rücklauf des Öls in die Ölwanne
- Undichtigkeiten zwischen Turbolader und Motor (inkl. Ladeluftkühler) - hier fehlt der Gegendruck gegen den Kolbenring
- Ölüberfüllung - behindert ebenfalls den Rücklauf des Öls in die Ölwanne
- Probleme durch zugesetzte Abgasanlage (KAT, DPF)
- sonstiges, da diese Liste die häufigsten Ursachen führt, jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt
Wie funktioniert die Abdichtung im Turbolader?
Hier gibt's zwei miteinander arbeitende Techniken
- die dynamische Abdichtung, durch die Rotation der Welle und
- die durch Druckdifferenz bedingte Abdichtung, durch Gasdruck in den Endgehäusen
Übrigens - es ist nicht unerheblich zu wissen, dass das Öl zwar mit Druck ins Lagergehäuse einströmt, dieser Druck aber in großen Hohlräumen hinter den Lagerstellen sofort zusammenbricht und das Öl dann im Wesentlichen mittels der Schwerkraft wieder zurück in die Ölwanne findet.
Ölt nun ein neuer Turbo, so muss darüber nachgedacht werden, wo die Druckgleichgewichte im System gestört werden und diese Ursache beseitigen.
Beispiele:
Sie ziehen den Schlauch zwischen Verdichter und Ladeluftkühler ab.
Was passiert? Richtig, der Turbo ölt, weil der Gegendruck gegen den Kolbenring fehlt
Sie geben zu viel Öl in den Motor, sodass der Rücklauf in die Ölwanne unter den Ölspiegel absinkt
Was passiert? Richtig, der Turbo ölt, weil kein ausreichendes Gefälle im Rücklauf liegt, sich damit das Öl im Lagergehäuse staut und die dynamische Dichtung hiermit aufgehoben ist.
Man kann hier eine Vielzahl weiterer Beispiele nennen; wichtig ist uns, dass Sie das Prinzip verstehen, warum ein neuer Turbolader nur dann ölt, wenn man ihn dazu nötigt!
Noch drei wichtige Infos
Wir vergessen oft zu erklären, wieso neben dem Vorgemerkten es nicht vorkommt, dass ein "ölender Turbo" in Kundenhände gelangt.
- Der Fehlerfaktor Mensch fehlt weitestgehend in der Produktion von PKW Turboladern. Kaum Menschen, aber viele sich selbst stetig überprüfende Automaten produzieren in den Werken der OE-Lieferanten gleichbleibende Qualitäten.
- Das Vorhandensein und der korrekte Sitz der Kolbenringe wird durch eine Art Druckverlusttest überprüft.
- Sind alle drehenden Teile zusammengefügt, geht die Rumpfgruppe (Centre Housing Rotating Assembly) auf eine VSR-Wuchtmaschine (Vibration Sorting Rig) auf der Restunwuchten verringert werden. Solch ein Test geschieht unter Geschwindígkeiten von 90.000U/min und mehr und damit natürlich zwingend unter stetiger Ölversorgung. Leckagen würden hier ebenso auffallen.
proturbo concept® verlängert nicht das Leben eines Turbos sondern erleichtert das Leben des Mechanikers.
Wir liefern kostenlosen Ersatz, insbesondere dann, wenn der frisch eingebaute Turbo durch Fehler des Mechanikers ausfällt und reklamiert wird. Details unter www.proturbo.eu.